Einer der bedeutendsten Automobilbauer
Carl F. W. Borgward (1890 - 1963)







Sohn eines Kohlenhändlers: Selfmade-Millionär Carl Friedrich Wilhelm Borgward

Schon als Kind bastelt er ein Auto - aus einer Zigarrenkiste, einem Uhrwerk und einem Zahnradgetriebe. Der am 10. November 1890 in Altona geborene Carl Friedrich Wilhelm Borgward absolviert seine Schlosserlehre ohne Schwierigkeiten, genauso wie die Maschinenbauschule. Das erste Auto als Erwachsener baut er in den 1920er Jahren in Bremen: Die dreirädrige "Blitzkarre" für Gärtner und Bauern. Danach folgt der billig und robuste Dreiradwagen "Goliath" - das ideale
Fahrzeug für die Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg. Während andere Firmen pleite machen, hat Borgward Erfolg. 1929 kauft er die angeschlagenen Hansa-Lloyd-Motorenwerke.

1938 nimmt sein neues Werk mit 12.000 Angestellten in Bremen-Sebaldsbrück die Produktion auf - damals die modernste Automobilfabrik in Deutschland. Im "Dritten Reich" wird der Betrieb auf Kriegsproduktion umgestellt. Borgward wird NSDAP-Mitglied und "Reichswirtschaftsführer". Er produziert Lastwagen und Torpedos. Nach dem Zweiten Weltkrieg verhaften ihn die Amerikaner, stufen ihn im Entnazifizierungsverfahren aber nur als Mitläufer ein.

"Leukoplastbomber" und "Isabella"

Nach dem Ende der Internierung 1948 stellt Borgward wieder tausende Arbeiter ein und präsentiert zwei Jahre später mit dem "Lloyd 300" ein neuartiges Auto: den sogenannten Leukoplastbomber aus Holz und Kunstleder. "Isabella" (1954) und andere erfolgreiche Fahrzeuge folgen. In seinen drei Werken baut Borgward alles vom Kleinwagen bis zur Luxuslimousine, vom Transportkarren bis zum Großlaster, vom Geländewagen bis zum Hubschrauber. Der Sohn eines armen Kohlehändlers arbeitet sich zu einem der bedeutendsten deutschen Automobilbauer hoch.

Ende der 1950er Jahre kommt es allerdings zur Krise: Der Absatz stagniert, der Export geht zurück. Das neue Modell "Arabella" hat Mängel und Borgward hat keine Rücklagen gebildet. Investitionen finanziert der Autobauer jeweils über kurzfristige Lieferantenkredite: Er bezahlt die Rechnungen der Zulieferer mit wochen- oder sogar monatelanger Verspätung. Das bringt seiner Firma den Spitznamen "Borgen und Warten" ein. Im Dezember 1960 schreibt das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" erstmals über Zahlungsschwierigkeiten bei Borgward und über eine 50-Millionen-Mark-Bürgschaft des Bremer Senats. Doch im Februar 1961 drehen die Politiker den Geldhahn zu. Sie wollen die Firma retten, aber ohne den Chef Borgward. Um die Arbeitsplätze zu sichern, verzichtet der 70-Jährige schließlich auf sein Unternehmen.

23.000 Mitarbeiter arbeitslos

Doch auch neuen Geschäftsführern und einem Sanierer vom Konkurrenten BMW gelingt es nicht, das Unternehmen zu retten. Im Spätsommer 1961 ist der fünftgrößte deutsche Autokonzern pleite, 23.000 Mitarbeiter werden arbeitslos. "Der Bremer Senat hat es versäumt, in den sechs Monaten, die ihm als Handlungszeit zur Verfügung standen, ein tragfähiges Konzept zu entwickeln", sagt der Bremer Sozialwissenschaftler Jochen Tholen.

Borgward bleibt bis zu seinem Tod zwei Jahre später uneinsichtig: "Was soll ich dazu sagen? Ich bin nach wie vor der Meinung, es hätte alles nicht geschehen brauchen." Seine Tochter Monica behält ihn als gebrochenen Mann in Erinnerung: "Es wäre zu viel zu sagen: 'Er hat weitergelebt.' Er hat weiter funktioniert." Der Industrielle stirbt am 28. Juli 1963 im Alter von 73 Jahren an Herzschwäche in Bremen.

Stand: 28.07.2013